KONTRAKTLOGISTIKTRANSPORT
Erster autonomer Stapler bei Schwarz
Selbstfahrendes Hubfahrzeug von Jungheinrich nimmt Betrieb auf

Im Logistikzentrum VOH II von Schwarz kann man seit neuestem einen Gabelstapler durch die Halle fahren sehen, der keine Fahrerkanzel mehr hat, keinen Sitz, kein Lenkrad. Am 19. Februar wurde er geliefert, der EKS 215a – vom Hersteller Jungheinrich als freitragendes fahrerloses Transportsystem oder als automatisiertes Hochhubfahrzeug bezeichnet. Der Stapler ohne Fahrer verblüfft mit seiner Fortschrittlichkeit und macht zugleich deutlich, dass auf Menschen in den Logistikzentren von Schwarz trotzdem noch lange nicht verzichtet werden kann.
„Uns geht es zunächst darum, die Technik zu testen, um selbst Erfahrungen damit zu sammeln“, sagt Julian Stumpp, der gemeinsam mit seiner Kollegin Louisa Krancher die Einführung betreut. Nur für wenige standardisierte Lagervorgänge sei der autonome Stapler geeignet. Die vielen Logistikfachkräfte bei Schwarz könne er mit seinen begrenzten Fähigkeiten in der Breite nicht ersetzen – und solle er auch nicht, sagt Stumpp.
Wochenlange Inbetriebnahme
Bevor der autonome Stapler auch nur einen einzigen Transport übernehmen kann, sind mehrere Wochen Vorbereitung notwendig. Die Mitarbeiter von Jungheinrich haben entlang der künftigen Fahrwege des Staplers oben in den Regalen reflektierende Streifen angebracht. Der autonome Stapler sendet rundum Laserstrahlen aus und erfasst mit Sensoren die Reflektionen. Auf diese Weise kann die präzise Position im Raum erfasst werden. Und so findet das batteriebetriebene Gefährt auch selbständig seinen Ladeplatz.
Wir möchten unsere qualifizierten Logistikfachkräfte für Arbeiten einsetzen, bei denen ihre menschliche Anpassungsfähigkeit zum Tragen kommt und sie bei vergleichsweise langweiligen Routinearbeiten entlasten.
Julian Stumpp, Projektleiter bei Schwarz


Grenzen der Technik
Thomas Huber, Projektleiter bei Jungheinrich äußert sich in der vierten Woche der Inbetriebnahme zufrieden mit dem Stand: „Wir sind voll im Plan“, sagt er. Huber hat schon einige ähnliche Projekte als Projektleiter begleitet. „Bei einem unserer Kunden werden 18 fahrerlose Stapler an einem Standort eingesetzt“, berichtet er. Bei Schwarz geht es aktuell darum, den einen Selbstfahrerstapler möglichst auszulasten: mit einfachen wiederkehrenden Vorgängen, die immer nach demselben Muster ablaufen. Beim geplanten Transport von Leergut kommt der autonome Stapler aber schon an seine Grenzen: zu unterschiedlich sind die vom Kunden verwendeten Behältnisse beziehungsweise Palettenformen. Wo ein erfahrener Staplerfahrer eine überlange Kiste mit Leichtigkeit am Schwerpunkt aufnimmt und ausbalanciert, muss dem autonomen Stapler erst „beigebracht werden“, wo sich der Schwerpunkt befindet.
Das Führungsteam bei Schwarz ist überzeugt, dass man die neue Technik frühzeitig nutzen und selbst Erfahrungen damit sammeln muss, um als Logistikunternehmen nicht abgehängt zu werden. Sie hoffen, dass mit dem Test auch die Akzeptanz unter den Mitarbeitern wächst und der autonome Stapler künftig als sinnvolle Unterstützung und Verstärkung verstanden wird.
An der Spitze bleiben
„Wir möchten unsere qualifizierten Logistikfachkräfte für Arbeiten einsetzen, bei denen ihre menschliche Anpassungsfähigkeit zum Tragen kommt und sie bei vergleichsweise langweiligen Routinearbeiten entlasten“, sagt Julian Stumpp. „So können Sie sich mehr auf die Aufgaben konzentrieren, bei denen ihre Fachkompetenz gefragt ist.“ Die Geschäftsleitung verfolge mit dem neuen autonomen Stapler das übergeordnete Ziel, im Wettbewerb der Logistikanbieter weiter ganz vorne mitzuwirken. Nur so könnten langfristig Jobs gesichert werden. Sich gegen die allgemeine technische Entwicklung zu stemmen, sei hingegen keine Option.